Der slawische Telemann

"Als der Hof sich ein halbes Jahr lang nach Plesse … begab, lernte ich so wohl daselbst, als in Krakau, die polnische und hanakische Musik, in ihrer wahren barbarischen Schönheit kennen." Das schrieb Georg Philipp Telemann im Jahr 1740 rückblickend über seine Erlebnisse als Hofkapellmeister beim Reichsgrafen von Promnitz in der Städten ?ary (Sorau) und Pszczyna (Pless). Sorau zählte damals zur böhmischen Niederlausitz, Pless wiederum liegt in Oberschlesien und gehörte damals zum polnsich-litauischen Reich. Telemann wirkte von 1704 bis 1708 am Promnitzer Hof und erhielt dort Anregungen für sein Leben.
Wie kaum ein anderer deutscher Barockkomponist hat sich Georg Philipp Telemann für die volksmusikalischen Melodien und Rhythmen anderer Nationen interessiert und begeistert. Das niederländische Orchester "Holland Baroque" gestaltete auf der Wartburg mit zwei namenhaften Solisten aus dem volksmusikalischen Metier - mit dem Geiger Miloš Valent und dem Hackbrett-Virtuosen Jan Rokyta - einen hinreißenden Abend. Darin lösten sich die Grenzen zwischen traditioneller Volksmusik und Telemanns volkstanzartigen Kompositionen auf und kam es zu einem faszinierenden Effekt: Plötzlich kann man bei Telemann viel deutlicher die slawischen Einflüsse wahrnehmen. Das 382. Wartburgkonzert bildete gleichzeitig das Abschlusskonzert der diesjährigen 17. Eisenacher Telemann-Tage.

Die Stadt ?ary (Sorau) in der Wojwodschaft Lebuser Land pflegt die Erinnerungen an den Hofkapellmeister Telemann liebevoll und nennt sich "die Stadt Telemanns" - nachzulesen zum Beispiel auf den Internetseiten der Kommune: Telemann-Seiten der Stadt ?ary

382. Wartburgkonzert/Eisenacher Telemann-Tage
Eisenach
Aufzeichnung vom 16. Juli 2016

Telemanns "barbarische Schönheit"
Werke von Georg Philipp Telemann und osteuropäische Volksmusik aus Sammlungen des 18. Jahrhunderts

Miloš Valent, Violine
Jan Rokyta, Hackbrett
Holland Baroque