20 Jahre Elchtest

"Lieber Geld verlieren als Vertrauen"

Der "Elchtest" jetzt auch im Schaufenster: Die Modellausgabe des umstrittenen Fahrversuchs mit dem neuen Mercedes A 1 im Maßstab 1:87 ist derzeit Blickfang der Auslage eines Spielwarengeschäfts in Aachen (aufgenommen am 18.11.1997). Für rund 16 Mark kann der Modelliebhaber den gekippten "Baby-Benz" mit einer Elchfigur in seine Spielszene einbauen....
Das Vermarktungspotenzial des Elchtests wurde schnell erkannt: Bereits wenige Wochen nach dem Fahrtest gab es Elch und Auto als Spielzeugfiguren zu kaufen. © picture-alliance / dpa / Roland Scheidemann
Willi Diez im Gespräch mit Ute Welty · 21.10.2017
Fehler zugegeben – und dann besser gemacht: Für den Automobilexperten Willi Diez zeigt die Reaktion von Mercedes auf den "Elchtest", wie gutes Krisenmanagement sich auszahlt. Davon könnten die Automobilkonzerne in der Dieselaffäre lernen.
Vor 20 Jahren kippte bei einer Testfahrt in Schweden eine Mercedes-A-Klasse um: Elchtest nicht bestanden. Zunächst ein Super-Gau für den Automobilkonzern, der große Hoffnungen in die A-Klasse gesetzt hatte. Später jedoch wurde die A-Klasse doch noch zum Verkaufsschlager.

"Lieber Geld verlieren als Vertrauen"

Das liegt dem Automobilexperten Willi Diez zufolge an der Art, wie Mercedes letztlich auf die Krise reagiert habe. Zwar hätte das Unternehmen zunächst versucht, sich gewissermaßen wegzuducken, so der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft der Hochschule Geislingen-Nürtingen im Deutschlandfunk Kultur. "Aber man hat natürlich auch schnell gemerkt, dass sich das Thema nicht aussitzen lässt, sondern dass man aktiv werden muss."
So habe das Unternehmen zunächst die Produktion der A-Klasse gestoppt und die Wagen dann serienmäßig mit dem elektronischen Stabilitätsprogramm ESP ausgerüstet. "Natürlich hat man verschiedene andere Überlegungen doch angestellt, sagt Diez, der von 1991 bis 1997 persönlicher Berater des damaligen Mercedes-Vorstandsvorsitzenden Helmut Werner war. "Aber am Ende gilt dann doch der Satz: Lieber Geld verlieren als Vertrauen."
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Willi Diez© picture alliance / ifa/dpa

In die Offensive gehen zahlt sich aus

Dass die A-Klasse später zum Verkaufsschlager wurde, liegt Diez zufolge auch daran, dass Mercedes damals in die Offensive gegangen sei: "Das zeigt ja gerade, wenn man einen Fehler zugibt und es dann besser macht, dann muss das ja nicht negativ sein."
Eine ähnliche Herangehensweise würde sich der Automobilexperte auch in der Dieselaffäre wünschen. "Die Automobilhersteller tun das, was man von ihnen erwartet, was man von ihnen verlangt, fordert – auch zum Teil unter Drohungen abringt", kritisiert er.
"Aber man geht nicht selber in die Offensive. Beispielsweise wäre ja sicher der Autogipfel im August dieses Jahres eine gute Gelegenheit gewesen, jetzt einfach zu sagen: Kommt, wir machen jetzt quasi eine Art freiwillige Selbstkontrolle als Unternehmen. Wir sorgen dafür, dass tatsächlich die Grenzwerte auch im Realbetrieb weitestgehend eingehalten werden und so weiter."
Er sei sicher, dass bei einem solchen Vorgehen der Diesel "relativ schnell wieder für die Kunden attraktiv wäre."
(uko)
Mehr zum Thema