100. Geburtstag von I.M.Pei

Der große Architekt der Kontraste

Die Glaspyramide im Eingangsbereich des Louvre in Paris. Sie wurde vom Architekten I.M.Pei entworfen und gehört zu seinen großen Kunstwerken.
Die Eingangspyramide zum Pariser Louvre nach dem Entwurf von I.M. Pei © dpa / picture alliance / Maxppp Didier Saulnier
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Marietta Schwarz · 25.04.2017
In vielen Bauten des chinesisch-amerikanischen Architekten I.M. Pei - wie etwa der Eingangspyramide des Pariser Louvre - stecke etwas "Verzaubertes", sagt Architekturkritiker Nikolaus Bernau. Pei stehe für eine Kunst, die es im 20. Jahrhundert nur selten gegeben habe. Nun wird er 100 Jahre alt.
Er gehört zu den bedeutendsten Architekten der klassischen Moderne: Heute feiert Ieoh Ming Pei seinen 100. Geburtstag. Zu seinen bekanntesten Bauten gehören etwa die Eingangspyramide des Pariser Louvre von 1985 oder auch der gläserne Anbau des Deutschen Historischen Museums in Berlin von 2003. Mehrere hundert Mitarbeiter beschäftigte er zeitweilig, er realisierte in rund 60 Jahren über 200 Projekte.
Der Architekturkritiker Nikolaus Bernau würdigt im Deutschlandfunk Kultur die herausragende Stellung I.M. Peis innerhalb seiner Zunft:
"In beiden Projekten hat Pei eine Fülle von Ideen ausgearbeitet und gegeneinander gestellt, die man in dieser Form bei praktisch keinem anderen Architekten dieser Generation findet. Also immer wieder diese großen, glatten Wände mit phantastisch bearbeitetem Beton. Super schöne Materialien und sehr große, klare Räume, die gleichzeitig ein bisschen, die durch Durchblicke so ein bisschen was Verzaubertes haben. Das ist schon eine Kunst, die gibt es im 20. Jahrhundert verdammt selten."
Der Architekt I.M. Pei beim Asia Game change Dinner im Jahre 2016
Der Architekt I.M. Pei wird am 27. April 2017 100 Jahre alt© Imago/ Pacific Press Agency

Studium an einer "stockkonservativen" Hochschule

Bernau ging auch auf die künstlerische Entwicklung des Architekten ein. Pei habe seine Laufbahn in Philadelphia an einer "stockkonservativen" Architekturhochschule studiert – nach dem dort herrschenden strengen Motto: "Wir zeichnen Tempel und gotische Fassaden":
"Das und dann der Kontrast zu Breuer und Gropius – den großen Kräften der Moderne - das hat ihn offensichtlich irrwitzig selbstdiszipliniert. Nämlich genau zu gucken: Welche Form benutze ich und wofür? Und selbstverständlich diese Idee: Ich mache große Abstraktion und versuche auch, die Baugeschichte zu abstrahieren. Diese Vermischung von Tradition, das ist das, was er in den 40er-, 50er-Jahren gelernt hat. Und auf dieser Vermischung baut auch sein großer Erfolg auf. "

Pei als Architekt der Kontraste

Pei habe mit unterschiedlichsten intellektuellen und kulturellen Verbindungen gearbeitet, sagt Bernau:
"Er kommt aus China, er kommt aus einer ganz konservativen Beamtenfamilie, deren kulturelle Einflüsse bis ins 18. Jahrhundert zurück gehen. Dann ist er nach Amerika gegangen, mitten in die große Boom-Zeit der Roosevelt-Ära. Also dieses Kontraste, die hat er vermittelt."
(ue)